Projekt

Freiheitsraum Reformation

Vor fast 500 Jahren beginnt in Europa eine Kette von Entwicklungen, die im Nachhinein als „Gesamtereignis Reformation“ bezeichnet werden kann. Der Wunsch nach Reformen der Kirche und der Glaubenspraxis führt zu einer Revolution der bekannten Weltordnung, die den Alltag des Einzelnen ebenso erschüttert wie die Politik der europäischen Fürsten und die jungen Gesellschaften der „neuen Welt“- Amerika. Aus der einheitlichen Kirche des Mittelalters entstehen Konfessionen: Lutheraner, Calvinisten, Mennoniten, Puritaner und viele andere finden neue Antworten auf zentrale Fragen des menschlichen Lebens, wie die Frage nach dem Lebenssinn, nach dem Jenseits, nach der Rolle von Klerus und Laien oder dem Verhältnis zwischen Mann und Frau.

Sie alle definieren das Verhältnis zwischen Mensch und Gott neu und unterschiedlich. Sie legen die Grundsteine einer religiösen Vielfalt und Freiheit des Gewissens, die unsere heutige Kultur nach wie vor prägen. Mit der religiösen Pluralisierung treten jedoch neue Probleme auf, die sowohl die damaligen als auch die heutigen Gesellschaften immer wieder vor große Herausforderungen stellen.

Wie geht man mit den Mitgliedern anderer Religionen um? Wie weit reicht religiöse Toleranz? Gibt es Glaubensfreiheit, und wie weit darf oder muss sie gehen? Wie viel Einfluss darf der frühneuzeitliche Herrscher oder unser moderner Staat auf die Religionsausübung nehmen? Wie geht man mit Krieg und Gewalt im Namen einer Konfession um?

Auch fast 500 Jahre nach Beginn des tatsächlich „weltbewegenden“ Gesamtereignisses der Reformation bleiben die errungenen Freiheiten ebenso wie die zugleich entstehenden Konflikte aktuelle und zentrale Themen.

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Ausgangspunkt des Kooperationsprojekts von Kultur, Wissenschaft, Kirchen und Zivilgesellschaft in Oldenburg und im Nordwesten 2012-2017 bildet die von der EKD in Vorbereitung auf das Lutherjubiläum 2017 ausgerufene „Lutherdekade“.

Unter dem Namen „Freiheitsraum Reformation“ zielt das Kooperationsprojekt darauf ab, in Vortragsreihen, in Konzerten, in Ausstellungen, im Theater, in der Gemeindearbeit, in Schulprojekten und auf internationalen wissenschaftlichen Tagungen, unterschiedliche Aspekte dieser religiös-kulturellen Pluralisierung zu thematisieren und miteinander in Beziehung zu setzen.