Das Programm ist unterteilt in fünf Themenfelder:
1. Ursprünge Religiöser Pluralisierung
2. Religiöse Pluralisierung – Junge Menschen im Archiv
3. Religionsfreiheit, Fanatismus und Toleranz
4. Religiöse Pluralisierung in Musik, Kunst und Theater
5. Religiöse Pluralisierung und Materielle Kultur
Kurz vor dem 500. Jubiläum von Martin Luthers Thesenanschlag konzentriert sich ein großer Teil der Erinnerungskultur auf Luther als eine Schlüsselfigur der deutschsprachigen Reformationsbewegungen. Aber trotz aller Bedeutung Luthers für das Gesamtereignis Reformation beginnt dieses doch nicht mit seiner Person- Religiöse Pluralisierung hat ihre Ursprünge wesentlich früher. Die vielfältigen Veranstaltungen sollen die Reformation in den Kontext spätmittelalterlicher Reformbewegungen und gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen stellen. Dabei werden erkennbare Kontinuitäten zwischen Früher Neuzeit und dem Spätmittelalter herausgearbeitet. War die Reformation, wie über Jahrhunderte behauptet, ein Systembruch, der Beginn einer neuen Zeit oder nicht viel eher Teil eines langwierigen Transformationsprozesses?
Die schrittweise Religiöse Pluralisierung des Nordwestens beginnt vor mehr als 500 Jahren- dennoch verfügt die Region noch heute über eine große Anzahl von „Live-Zeugen“, die erstaunliche Einblicke in das religiöse Leben Ostfrieslands, Groningens und Oldenburgs vor hunderten von Jahren gestatten. In den Archiven des Nordwestens lagert eine Vielzahl schriftlicher Zeugnisse einer komplexen und oft dramatischen gesellschaftlichen Entwicklung. Das Ziel dieses Themenfeldes ist es, junge Menschen der Region an die Arbeit im Archiv heranzuführen, aber auch Lehrerinnen und Lehrer und viele weitere Interessierte für die lokalen Bestände zu begeistern, die faszinierende Erkenntnisse über das Facettenreichtum einer vermeintlich bekannten Region versprechen.
Mit der Pluralisierung der Religionen in Europa beginnt bei aller gewonnenen Freiheit zugleich ein neuer Konfliktherd zu schwelen, dessen Gefahrenpotential auch heutige Generationen zu spüren bekommen. Mit der Vielfalt der Religionen einher gehen Fanatismus, Hass und Gewalt, und werfen Fragen nach der Möglichkeit eines friedlichen Zusammenlebens auf- und doch finden sich auch erstaunliche Modelle religiöser Toleranz und Solidarität trotz aller Unterschiede. Dieses Themenfeld widmet sich den schwierigen Fragen des Zusammenlebens unterschiedlicher Religionen in der Geschichte wie auch in unseren heutigen Gesellschaften.
Religiöse Pluralisierung hat Musik, Kunst, Literatur und Theater auf einzigartige Weise geprägt. In fünf Jahrhunderten haben Komponisten, Künstler und Autoren ungezählte Wege gefunden, Glaubensfragen, Gottesdienst, aber auch religiöse Konflikte in ihren Werken umzusetzen. Im Themenfeld „Religiöse Pluralisierung in Musik, Kunst und Theater“ sollen historische und aktuelle Kunstformen unterschiedlichster Glaubensrichtungen ein Forum erhalten.
Kein Aspekt des menschlichen Lebens kommt ohne Dinge aus. In und mit Dingen gestalten wir wer wir sind, was wir tun, was wir sein wollen und wie wir glauben. Die Pluralisierung und der Wandel von Religion bedeuten auch einen Wandel für die zum Glauben gehörenden Dingwelten, die verändert, verworfen, neu erfunden und umgedeutet werden. In diesem Themenfeld sollen die Dinge des Glaubens im Mittelpunkt stehen, denn Religiöse Pluralisierung bedeutet auch eine Pluralisierung der Dinge, in denen Religion gedacht und gelebt wird.