Jahresthema 2012

Erinnern - Vereinnahmen - Ausgrenzen

Reformation, als ein Gesamtereignis selten erreichter Tragweite, beeinflusst und prägt individuelle und kollektive Identitäten seit fünf Jahrhunderten. Menschliche Gesellschaften, Gruppen und Individuen nutzen die Erinnerung an historische Momente und Prozesse, um zu definieren, wer sie sind, wer sie nicht sind, und wer sie niemals- oder niemals wieder- sein wollen. Was wir erinnern und was wir vergessen bestimmt das Bild, das wir von unserer Gesellschaft zeichnen. In unserem Alltag beeinflusst die sogenannte „Erinnerungskultur“ etwa die Feier- und Gedenktage, die wir begehen, aber auch Jubiläen wie das „Lutherjubiläum“ 2017, historische Dokumentationen in Film und Fernsehen und die Denkmäler in unseren Städten. Jedoch unterliegt der Umgang mit der Geschichte auch stets der Gefahr, dass bestimmte Themen, Ereignisse und Personen im Dienste politischer Ideologie oder religiösen Fanatismus‘ instrumentalisiert werden. So können das Gedenken an eine Persönlichkeit oder ein Ereignis, die Wahrnehmung eines Rituals plötzlich zum Signal dafür werden, ob jemand zu einer Gesellschaft oder einer Gruppe gehört, oder ob er davon ausgeschlossen, vielleicht sogar ein Feind ist. Die Erinnerung an Reformation, ihre propagandistische und religiöse Vereinnahmung, und die damit verbundenen Mechanismen der Ausgrenzung sollen im Jahr 2012 im Mittelpunkt des Projektes „Freiheitsraum Reformation“ stehen.